1 Motivation

1.1 Stand der Technik

Empfehlungen sind allgegenwärtig. Ob in sozialen Netzwerken, in Webshops oder gar im Supermarkt. Besonders im weltweitem Netz gibt es eine Vielzahl von Plattformen, die Musik anbieten, entweder zum Kaufen (Amazon), zum Streamen (Last.fm, Spotify, Rhapsody, Pandora, u.v.m) oder auch um Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack zu finden (YouTube, Myspace).

All diese Plattformen bieten neben der eigentlichen Musik auch immer Empfehlungen zu anderen Liedern, die der Benutzer möglicherweise ebenfalls anhören möchte — natürlich mit dem Hintergedanken, dass der Benutzer sich auch diese anhört oder gar kauft. Kunden, die neue Bands entdecken und später weitere Alben von diesen bestellen, sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.

Doch wie entstehen solche Empfehlungen eigentlich? Werden diese manuell von den Betreibern gepflegt? Bei der großen Anzahl an ,,Waren" wohl kaum. Schaut sich ein System an was die Benutzer oft zusammen hören? Kann es ein System geben, das komplett automatisch arbeitet?

Die oben genannten Plattformen lösen diese Probleme auf unterschiedliche Weise. Amazon verlässt sich dabei auf die großen Mengen an gespeicherten Warenkörben [4]. Aus diesen werden dann Alben abgeleitet, die oft zusammen gekauft werden. Last.fm hingegen setzt auf mehrere Strategien, indem es seine Nutzer die gestreamten Lieder bewerten lässt und dann deren Hörverhalten [3] analysiert. Eine andere Möglich wäre, Reviews aus dem Netz zu nutzen, um Verbindungen zwischen Künstlern [8] herzustellen.

Wie man sieht, sind die Wege nahezu unendlich, das Ziel aber immer gleich: Musikempfehlungen auszusprechen, die den Nutzer länger auf der Seite halten oder ihn neue Künstler entdecken lässt.

1.2 Zielsetzung

Viele dieser Arbeiten und Plattformen zeigen jeweils einen Weg, um die Ähnlichkeit zweier Musikstücke zu bestimmen. Viele greifen dabei auf Audioanalyse zurück, also beispielsweise die Bestimmung der Schnelligkeit und der Stimmung des Liedes. Oder sie nutzen vorhandene Metadaten, um beispielsweise aus den Songtexten die Themen zu extrahieren welche im Lied behandelt werden.

Dabei sind heutzutage die Metadaten zu den Musikstücken anhand von Musikmetadatenbanken wie MusicBrainz 1 leicht aufzufinden. Lediglich die Audiodaten sind aus legalen Gründen schwer kostenfrei zu besorgen.

Die nötigen Bauteile und das Wissen, um ein allgemein einsetzbares, qualitatives Musikempfehlungssystem zu schaffen, sind also vorhanden. Nur eine qualitative, frei verfügbare Umsetzung fehlt.

1.3 Verbesserungsmöglichkeiten

Weit verbreitet sind bei Musicplayern Intelligente Playlisten 2, die allerdings bei den meisten Implementierungen bei vorhandenen Plattformen wie Last.fm suchen, um Musikempfehlungen auszusprechen. Dies ist keineswegs eine schlechte Lösung, denn solche Dienste können, aufgrund ihrer großen Nutzerbasis, sehr gute Resultate liefern.

Trotzdem ist die Abhängigkeit von externen Diensten und einer Internetverbindung nicht immer möglich oder gar wünschenswert. Eine Lösung welche rein auf einem Rechner laufen kann, wäre von Nöten. Gewissermaßen das Backend von Last.fm für den freien (frei wie in Free Open Source Software) Einsatz.

Dadurch, dass das entstehende System frei in den Quellen verfügbar sein soll, kann jeder daran mitarbeiten und es selbst einsetzen. Im Gegensatz zu den existierenden Backends, wie sie beispielsweise hinter Last.fm stehen, wäre ein solches System auf Qualität optimiert und weniger auf Wirtschaftlichkeit. Sprich anstatt Empfehlungen die mehr Geld einbringen sollen nachvollziehbare qualitative Empfehlungen möglich sein.

Was ebenfalls zur Motivation beiträgt: Der Autor entwickelt einen MPD–Client 3, für den er sich schon länger ein echtes Feature für Intelligente Playlisten wünscht. Daher soll auch nach Abschluss der Arbeit das Projekt weiterentwickelt werden.

1.4 Namensgebung

Menschen neigen dazu Dingen einen Namen zu geben. Im Folgenden wird unser geplantes Musikempfehlungssystem libmunin genannt.

In Norse mythology, Hugin (from Old Norse “thought”) and Munin (Old Norse “memory” or “mind”) are a pair of ravens that fly all over the world Midgard, and bring information to Odin.

http://en.wikipedia.org/wiki/Huginn_and_Muninn [9]

Der Name Munin war bereits vergeben an ein Monitoring–Tool, deswegen wurde die Bibliothek libmunin benannt. Das hat den humorvollen Nebeneffekt, dass eine kommerzielle Bibliothek mit ähnlichem Namen (mufin-audiogen [Link–1]) eine freie Alternative erhält.

Footnotes

[1]MusicBrainz ist eine freie, populäre Online–Musikmetadaten–Datenbank. [Link–2]
[2]Intelligente Playlisten bezeichnen Playlisten, die nach bestimmten, vom Nutzer vorgegebenen, Kriterien aus einer Menge von Songs fortlaufend generiert werden.
[3]Ein MPD Client ist eine ,,Fernbedienung" für den unter Unix weit vebreitenden MPD (MusicPlayerDaemon [Link–3]).